Welcome at the website of Gesellschaft für bedrohte Völker. Your currently used browser is outdated, probably insecure, and may cause display errors on this website. Here you can download the most recent browsers: browsehappy.com

Gerüchte über Zwangsumsiedlung Vertriebener aus Afrin

Geheim­absprachen zwischen Putin und Erdogan?

Bozen, Göttingen

 

Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.

Vor rund zwei Jahren wurden mehrere hunderttausend Menschen aus der Region Afrin in die nordsyrische Region Shahbah nördlich von Aleppo vertrieben oder geflüchtet. Nun fürchten sie wieder um ihr Leben, denn es kursieren Gerüchte über geheime Zusatzabsprachen zum „Moskauer Protokoll“ zwischen Putin und Erdogan. Bei ihren Gesprächen in Moskau am 5. März 2020 hatten die beiden Staatschefs eine Waffenruhe in der umkämpften syrischen Provinz Idlib vereinbart.

„In arabischsprachigen Medien, auch in den sozialen Medien, wird nun über eine mögliche Umsiedlung von mindestens 125.000 der aus Afrin Vertriebenen in die zentralsyrische, mehrheitlich arabische Provinz Raqqa spekuliert“, berichtet der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. Russland solle die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien aufgefordert haben, die bei Aleppo lebenden kurdischen Flüchtlinge umzusiedeln. Vertreter der Selbstverwaltung lehnten Abmachungen zwischen Putin und Erdogan bezüglich der Umsiedlung jedoch strikt ab. „Die autonome Selbstverwaltung kann und will niemanden zwangsumsiedeln“, erklärt Sido nach Gesprächen mit kurdischen Repräsentanten vor Ort. „Solche Umsiedlungspläne sind kategorisch abzulehnen. Die Vertriebenen aus Afrin wollen zurück in ihre Heimat, nicht in die Wüste bei Raqqa.“

„Tatsächlich erklären russische Offiziere kurdischen Demonstrierenden vor ihren Militärposten im Norden von Aleppo immer wieder, dass diese die Region verlassen müssten“, so Sido, der die nordsyrische Region zuletzt im April 2019 besuchte. „Die Angst der Geflüchteten aus Afrin ist also nicht unbegründet.“ Putin und Erdogan hätten immer wieder Absprachen auf Kosten der syrischen Zivilbevölkerung getroffen. Die Geflüchteten schienen den beiden Potentaten ein Mittel, um andere Staaten zu erpressen.

Der Angriff der Türkei auf die syrisch-kurdische Region Afrin begann am 20. Januar 2018. Etwa 300.000 Angehörige der kurdischen Minderheit, sowie yezidischer, christlicher und anderer Religionsgemeinschaften wurden vertrieben oder mussten fliehen. Die Region leidet seitdem unter der völkerrechtswidrigen Besatzung türkischer Truppen und islamistischer Milizen.