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Eskalation im Libanon: Europa muss sich für friedliche Lösung einsetzen

Bozen, Göttingen, 1. Oktober 2024

Karte der Blauen Linie, der Demarkationslinie zwischen Libanon und Israel, die von den Vereinten Nationen nach dem israelischen Rückzug aus dem Südlibanon nach der kurzen Invasion von 1978 (Operation Litani) festgelegt wurde. Karte erstellt von Thomas Blomberg, CC BY-SA 2.5

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert an den Deutschen Bundestag, die Bundesregierung per Beschluss zu verpflichten, sich für friedliche Lösungen der bewaffneten Konflikte im Nahen Osten einzusetzen. „Der anhaltende Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah wird die Lage im Libanon und in der gesamten Region weiter eskalieren lassen. Das entstandene Chaos könnte im Libanon zu einem neuen Bürgerkrieg zwischen verschiedenen konfessionellen Gruppen führen“, warnt der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido. Rund eine Million Menschen sind wegen der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Israel im Libanon, aber auch in Israel, auf der Flucht, etwa 100.000 von ihnen sind bereits nach Syrien geflohen. „Wenn die deutsche Bundesregierung und andere EU-Regierungen weniger Asylsuchende in Deutschland und der EU haben wollen, müssen sie sich verstärkt und gemeinsam für Frieden und friedliche Lösungen bestehender Konflikte einsetzen und gleichzeitig dafür sorgen, dass keine neuen bewaffneten Konflikte entstehen“, erklärte der Menschenrechtler heute in Göttingen.

Aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien sind vor 10 Jahren viele Menschen in den Libanon geflohen. Nun müssen sie in das weitgehend zerstörte und durch westliche Sanktionen verarmte Syrien zurückkehren. „Wie will die Bundesregierung Syrer aus Deutschland nach Syrien zurückschicken, wenn es dort an allem fehlt und keine Besserung der Lage in Sicht ist?“, fragt Sido. Die Bundesregierung müsse sich gemeinsam mit den anderen EU-Regierungen für eine dauerhafte Lösung der Syrienkrise einsetzen. Eine friedliche Lösung sollte nicht länger von anderen bestehenden geopolitischen Konflikten abhängig gemacht werden. Nur so könne es gelingen, die Konflikte Stück für Stück zu lösen.

„Die deutsche Bundesregierung und andere EU-Regierungen tragen eine Mitverantwortung für den Krieg in Syrien. Denn sie haben sich in Syrien eingemischt, ohne ein realistisches Konzept für ein Syrien nach der Assad-Diktatur zu haben. Auch wegen dieser Politik Deutschlands und der EU ist die Lage in Syrien eskaliert und eine friedliche Lösung immer schwieriger geworden“, erklärt der Nahostreferent. Insgesamt sollen sich rund 1,5 Millionen Syrer im Libanon aufhalten. Unter den Flüchtlingen sind auch viele Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten wie Christen, Drusen, Ismailiten, Yeziden, Kurden, Armenier oder Assyrer/Aramäer.