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Nach Israels Angriff: Suche nach Schuldigen im Iran – Repressionen gegen Minderheiten befürchtet

Bozen, Göttingen, 16. Juni 2025

Israelischer Angriff auf Teheran im Juni 2025. Foto: Wiki, public domain

Nach den anhaltenden Angriffen und Gegenangriffen zwischen Israel und dem Iran warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), dass die militärische Eskalation eine massive Repressionswelle des islamistischen Regimes in Teheran gegen die Demokratie- und Freiheitsbewegung der Völker des Irans nach sich ziehen könnte. „Nach den Angriffen steht im Iran die Frage im Fokus, wie es möglich war, dass Israel zur Vorbereitung mehrere Operationen im Land durchgeführt hat. Bei der Suche nach Schuldigen werden die Mullahs nicht in den eigenen Reihen suchen, sondern bei den ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes“, warnt der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido heute in Göttingen.
Seit Jahrzehnten würden Angehörige der Baháʼí-Religionsgemeinschaft, christliche Konvertiten und Kurden vom Mullah-Regime als Handlanger Israels betrachtet. Nun könnten vor allem die Kurden dafür verantwortlich gemacht werden, dass es Israel gelungen ist, auch im Iran aktiv zu operieren. Der Nahostexperte befürchtet, dass der Iran in den kommenden Tagen weitere Kurden festnehmen oder hinrichten werde. Auch neue Angriffe auf das friedliche, benachbarte Irakisch-Kurdistan seien wahrscheinlich.

Radikale schiitische Gruppen und türkische Nationalisten und Islamisten nutzen die Angriffe, um Hass gegen Israel zu säen. Sie behaupten, Israel könnte als Nächstes die Türkei angreifen. „Auch wenn die radikalen Schiiten und Sunniten untereinander verfeindet sind, verbindet sie der gemeinsame Hass gegen Juden, Kurden und gegen universelle Werte wie Demokratie und Menschenrechte“, sagt der Nahostexperte. Die Machthaber im Iran streben die Gründung eines persischen Großreiches schiitischer Prägung an, die Türkei die Gründung eines türkisch-osmanischen Reiches sunnitischer Couleur. „Kurden und andere Minderheiten wie die Belutschen im Iran, die Alawiten/Aleviten in der Türkei und in Syrien sowie die Drusen in Syrien werden als Hindernis für die persisch-schiitischen und türkisch-sunnitischen Großmachtbestrebungen eingestuft. Sie könnten nun zum Ziel von Angriffen werden“, warnt Dr. Sido.

Währenddessen werden Stimmen laut, die einen Regimewechsel im Iran fordern. „Eine große Mehrheit der iranischen Bevölkerung wünscht sich eine andere, demokratische Ordnung, jedoch nicht den Austausch einer Diktatur durch eine andere, wie es im Falle Syriens geschehen ist. Die nicht-persischen und nicht-schiitischen Volksgruppen streben nationale, sprachliche, kulturelle und vor allem vollständige Glaubens- und Meinungsfreiheit an. Dies ist nur in einem föderalen System möglich. Viele iranische Frauen wollen sich nicht von den Mullahs vorschreiben lassen, wie sie sich zu kleiden haben“, sagt der Menschenrechtler.

Der Iran ist ein Vielvölkerstaat, in dem zahlreiche Volksgruppen wie Perser, Aserbaidschaner, Kurden, Araber, Belutschen, Turkmenen, Armenier und Assyrer sowie Religionsgemeinschaften wie Schiiten, Sunniten, Baháʼí, Christen, Zoroastrier, Juden, Ahl-e Haqq und Sufi-Derwische leben. Im Gegensatz zur Türkei tragen ihre Siedlungsgebiete oft offiziell die ethnische Bezeichnung der dort lebenden Volksgruppe.