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Iran: Todestag von Jina Mahsa Amini – Repressive Regime versuchen weiter, kurdische Identität zu unterdrücken

Bozen, Göttingen, 12. September 2023

Frauenkundgebung 2006 in Iran. (Foto: GfbV-Archiv).

Anlässlich des ersten Jahrestages der von Frauen angeführten Proteste im Iran ab dem 16. August 2022 warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) davor, den Beitrag der Minderheiten im Kampf für einen freien und demokratischen Iran zu vergessen. „Aus Respekt vor der Rolle der Kurdin Jina Mahsa Amini und dem Beitrag des gesamten kurdischen Volkes sollte man Jina Amini bei ihrem richtigen, kurdischen Namen nennen. Auch der Slogan der Protestierenden, ‚Jin, Jiyan, Azadî!‘, also Frau, Leben, Freiheit, sollte in kurdischer Sprache verwendet werden“, findet GfbV- Nahostexperte Dr. Kamal Sido. „Dieser Ruf der kurdischen Frauen nach Freiheit richtet sich gegen die Tyrannei im Iran, in Syrien und in der Türkei. Der mutige Widerstand der Kurdinnen gegen diese repressiven Regime verdient weiter unseren größten Respekt.“

Um die kurdische Identität zu unterdrücken, zwingen das iranische und andere Regime Menschen kurdischer Herkunft nicht-kurdische Namen auf. So hieß Jina Amini den iranischen Behörden gegenüber Mahsa Amini. „Vor diesem Hintergrund ist es respektlos, wenn manche Journalisten oder Politiker in Deutschland in ihren Veröffentlichungen den Namen ‚Jina‘ verschweigen. Das gilt auch für den Slogan: ‚Jin, Jiyan, Azadî‘. Dieser sollte im kurdischen Original und nicht in der persischen Übersetzung verwendet werden“, erklärt Sido. Der Vorname „Jina“ bezieht sich auf das kurdische Wort „jiyan“ für „Leben“, das auch im Slogan auftaucht.

Iranische Sicherheitskräfte gingen äußerst brutal gegen die Protestierenden vor, vor allem gegen die Bevölkerung in Kurdistan im Nordwesten und in Belutschistan im Südosten des Landes. Die kurdische Bewegung war und ist die Speerspitze der Demokratiebewegung im Iran. Erst der Aufruf der kurdischen Parteien führte zu Generalstreiks. Dies ist auch ein Grund dafür, dass das Mullah-Regime iranische Kurden, die im benachbarten Irakisch-Kurdistan Zuflucht gefunden haben, mit Raketen, Artillerie oder Kampfdrohnen angreift.

Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden bis April 2023 mindestens 537 Demonstranten von den Sicherheitskräften getötet. Etwa ein Viertel waren Kurden. Im Jahr 2022 wurden im Iran 576 Menschen hingerichtet. Wie viele davon aus politischen Gründen getötet wurden, ist schwer zu sagen. Auch die genaue Zahl der Inhaftierten ist unbekannt. Sie wird auf 19.262 geschätzt.

Jina (Mahsa) Amini wurde am 21. September 1999 in Saqqez in iranisch-Kurdistan geboren, das von den Kurden als Ostkurdistan bezeichnet wird. Am 13. September 2022 verhaftete die iranische „Sittenpolizei“ Jina wegen angeblich „unislamischer Kleidung“. Sie wurde mit Gewalt in ein Polizeiauto gedrängt. Was danach geschah, wurde nie unabhängig untersucht. Am 16. September 2022 starb sie an schweren Verletzungen. Ihr Tod löste im ganzen Iran heftige Proteste aus.