Bozen, Göttingen, 6. Februar 2024
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert erneut die umgehende Freilassung von Leonard Peltier, der seit 48 Jahren in Haft sitzt. Im kommenden Herbst wird der schwer kranke indigene Aktivist 80 Jahre alt. „Leonard Peltier wurde unter zwielichtigen Bedingungen verhaftet und auf Basis erpresster Zeugenaussagen verurteilt“, erinnerte Nora Erdmann, GfbV-Referentin für indigene Völker, am heutigen Dienstag in Göttingen. „Die im Zuge der Pandemie verschärften Haftbedingungen im Hochsicherheitsgefängnis USP-Coleman I grenzen an Folter. Lange wird er unter diesen Umständen nicht mehr durchhalten. Es ist höchste Zeit, diese himmelschreiende Ungerechtigkeit zu beenden und Leonard Peltier zu begnadigen.“
Peltiers Anwältin Jenipher Jones und Unterstützenden zufolge würden die Lockdown-Bedingungen immer wieder fortgesetzt. Isolation, Abriegelung, Besuchsverbot, Bewegungsentzug und mangelnde medizinische Grundversorgung belasteten die Häftlinge nun bereits seit Jahren. Es fehle an frischer Luft, Duschen sei nur drei Mal in der Woche für zehn Minuten erlaubt. In der Haft habe sich Peltiers Gesundheit stark verschlechtert, er ist an Diabetes erkrankt. Seit zehn Jahren hatte er keine zahnmedizinische Versorgung mehr, inzwischen habe Leonard Peltier alle seine Zähne verloren und keinen Zahnersatz erhalten.
„Wir hoffen und erwarten, dass in diesem Jahr die vielen Appelle eines breiten Bündnisses endlich Gehör finden. Es ist Leonard Peltier zu wünschen, dass er seine verbleibenden Lebensjahre in Würde und Freiheit und bei seiner Familie in seinem Heimatreservat verbringen darf“, so Erdmann. „Zwar sind die bisherigen Appelle, den unschuldigen Aktivisten freizulassen, oder wenigstens in einen weniger strikten Vollzug zu bekommen, gescheitert. Wir hoffen jedoch sehr, dass 2024 das Jahr seiner Freilassung wird. Leonard Peltier ist nicht vergessen!“
Peltier wurde 1977 wegen des angeblichen Mordes an zwei FBI-Beamten zu zwei lebenslangen Haftstrafen verurteilt, nachdem es am 26. Juni 1975 im Pine Ridge Reservat im US-Bundesstaat South Dakota zu einer Schießerei gekommen war. Peltier war damals ein bekannter Aktivist des American Indian Movement, das sich für indigene Rechte einsetzt. Später wurde bekannt, dass das FBI Zeugenaussagen erpresst hatte. Beweise für seine Schuld gab und gibt es nicht.
Auch aus der Haft heraus engagierte sich Peltier für indigene Rechte, er ist zu einer Ikone der Bürgerrechtsbewegung der Native Americans geworden. Über die Jahre hatten sich unter anderem Papst Franziskus, der Dalai Lama, Nelson Mandela, Desmond Tutu und Simon Wiesenthal für seine Freilassung eingesetzt. Trotz der zahlreichen prominenten Interventionen wurde Peltier weder von den demokratischen Präsidenten Clinton und Obama, noch von Präsident Trump begnadigt. Nun liegen alle Hoffnungen auf Joe Biden.