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Internationaler Tag der Roma (8. April): Toxischer Skandal im Kosovo – weiter keine Entschädigung

Bozen, Göttingen, 8. April 2023

Roma-Flagge, die auf dem ersten Welt-Roma-Kongress in London am 8. April 1971 angenommen wurde.

Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Roma erneuert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihre Kritik an der diskriminierenden Behandlung der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter, die in bleiversuchten Flüchtlingslagern im Kosovo leben mussten. „Seit zehn Jahren lavieren sich die zuständigen Institutionen aus der Verantwortung. Sie wollen die 600 Betroffenen nicht entschädigen, obwohl sie für deren Leid eindeutig verantwortlich sind“, kritisierte Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung, am heutigen Samstag in Göttingen. „Die Institutionen der EU und des Kosovo erklären sich selbst für nicht zuständig, während die Opfer weiter unter den Folgen der Vergiftungen leiden. Die notwendige medizinische Behandlung können sie sich nicht leisten. Das zeigt einmal mehr, wie tief verwurzelt die Ressentiments der Behörden gegenüber diesen marginalisierten Gruppen sitzen.“

Obwohl die Schwermetall-Belastung bekannt war, mussten Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen, unter anderem die GfbV, jahrelang für eine Umsiedlung kämpfen. „Der UN-Beratungsausschuss für Menschenrechte (HRAP) hat bereits vor Jahren bestätigt, dass die Vereinten Nationen ihre Schutzverpflichtung sträflich vernachlässigt haben und den Betroffenen Entschädigung zusteht. Das Geld ist bis heute nicht gekommen, noch nicht einmal eine Entschuldigung“, berichtete Causevic. „Dieses Versagen der Vereinten Nationen führte dazu, dass sich auch die Institutionen des Kosovo sowie der EU, darunter die Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX, für nicht zuständig erklären. Niemand will zuständig sein, die Betroffenen werden einmal mehr allein gelassen.“ Diese schändliche Behandlung einer machtlosen Gruppe durch die Wächter der universellen Menschenrechte und die europäischen Justizorganisationen sei eine Fortführung jener diskriminierenden Missachtung, die den Völkermord an den europäischen Roma erst möglich gemacht hätten. Es sei mehr als überfällig, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und den Roma, Aschkali und Balkan-Ägyptern aus Mitrovica Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

In den von Gewalt geprägten Tagen nach Ende des Kosovo-Krieges 1999 wurden die Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter gezwungen, ihre Heimat in Mitrovica im Norden des Kosovo zu verlassen. Ungeachtet eindringlicher Warnungen, unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation, beschloss das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), die Flüchtlinge in einem der am stärksten verseuchten Gebiete in Europa unterzubringen: in Flüchtlingslagern nahe den Abraumhalden des Trepča Minenkomplexes. Ursprünglich sollten die Menschen höchstens für 45 Tage dortbleiben. Letztendlich blieben die Roma mehr als 10 Jahre – bis 2013. Es sammelten sich gefährliche Mengen Blei, Arsen, Cadmium und andere toxische Substanzen in ihrem Blut und den inneren Organen. Besonders die damaligen Kinder haben noch heute mit schweren Symptomen zu kämpfen.