Bozen, Göttingen, 14. April 2023
Am vergangenen Samstag, den 8. April, wurde der Asháninka-Vertreter Santiago Contoricón Antúnez aus der indigenen Gemeinschaft Puerto Ocopa, Bezirk Río Tambo, Provinz Satipo, im zentralen Dschungel von Peru, ermordet. Laut dem peruanischen interkulturellen Kommunikationsdienst SERVINDI wurde er in seinem eigenen Zuhause gegen 19.30 Uhr in den Kopf geschossen. Die Mörder konnten daraufhin auf einem Motorrad flüchten. Obwohl das genaue Motiv für das Verbrechen nicht bekannt ist, wird vermutet, dass die organisierte Kriminalität sowie illegale Landhändler an dem Mord beteiligt sind. „Holzfirmen und die Drogen-Mafia bauen bereits seit über einem Jahr an einer illegalen Straße entlang der brasilianischen peruanischen Grenze. Darüber sollen Drogen, illegal geschlagenes Holz und andere Güter schneller nach Osten transportiert werden, um sie in Richtung Europa zu exportieren“, berichtet Dr. Eliane Fernandes, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Die Straße zieht sich durch mehrere indigene Territorien, auch das der Asháninka in Peru und Brasilien. Indigene, die ihre Territorien vor Kriminellen und anderen Eindringlingen schützen wollen, werden immer wieder bedroht, angegriffen oder sogar ermordet.“
Im Fall des ermordeten Asháninka-Vertreters hat das peruanische Innenministerium nach eigenen Angaben eine spezialisierte Mordkommission in die Gemeinde Santiago Contoricón entsandt, um bei der Untersuchung und Aufklärung des Verbrechens zu helfen. Asháninka aus der Region sollen der Polizei nach dem Mordfall gemeldet haben, dass die indigene Gemeinde Puerto Ocopa von Personen bedroht werde, die angeblich mit dem illegalen Holzeinschlag in Verbindung stehen. Laut SERVINDI war Santiago Contoricón ein bekannter und angesehener Asháninka-Vertreter, „der schon in jungen Jahren gegen den Terrorismus kämpfte und für seine Rolle als Anführer des Asháninka-Widerstands während des bewaffneten Konflikts“ gegen den Leuchtenden Pfad (1980-2000) in Erinnerung geblieben ist. Er war bereits Bürgermeister von Rio Tambo und beim Regionalrat der Provinz Satipo tätig. Die interethnische Vereinigung für die Entwicklung des peruanischen Urwalds Aidesep fordert, dass die Behörden ihre Arbeit schnell aufnehmen und dieses Verbrechen nicht ungestraft bleibt. Aidesep fordert aus diesem Grund: „Keine weiteren Todesfälle von indigenen Anführern und Anführerinnen!“
Dieser Forderung kann sich Dr. Fernandes nur anschließen. Sie wird in den nächsten Tagen nach Brasilien reisen, um dort den Asháninka-Vertreter Benki Piyãko zu unterstützen. Der Träger des Weimarer Menschenrechtspreises wird für seinen Aktivismus ebenfalls regelmäßig mit dem Tod bedroht.