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Bolivien vor der Präsidentschaftswahl: Indigene Völker leiden unter Polarisierung

Bozen, Göttingen, 4. August 2025

Die Brände in der Gemeinde Roboré, Bolivien, beeinträchtigen weiterhin die Gemeinden und das Naturerbe. Foto: Claudia Belaunde / FCBC.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) beobachtet die Entwicklungen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Bolivien am 17. August 2025 mit Sorge. „Besonders besorgniserregend ist die Instrumentalisierung Indigener Völker in diesem Wahlkampf“, sagt Jan Königshausen, Referent für Indigene Völker.

„Indigene Gemeinschaften werden im Wahlkampf als eine homogene Gruppe dargestellt, deren Bedürfnisse im Widerspruch zu denen der restlichen Bevölkerung stehen. Durch die polarisierende Rhetorik verschärft sich der Diskurs immer weiter“, sagt Königshausen. So habe der Präsidentschaftskandidat Andrónico Rodríguez ehemaliger politischer Ziehsohn von Evo Morales und einer der linken Kandidaten, die sich von der Regierungspartei MAS gelöst haben, als „k’aras“ bezeichnet – ein Begriff, der in Bolivien abwertend für nicht-indigene Weiße verwendet wird. „Äußerung wie diese tragen zur ethnischen Spaltung bei und verdeutlichen die tief verwurzelten rassistischen Tendenzen in der bolivianischen Politik“, so der Referent für Indigene Völker.

Obwohl die Verfassung Bolivien als Plurinationalen Staat anerkennt, ist die Vielfalt der Indigenen Völker in politischen Entscheidungsprozessen unterrepräsentiert. Seit den Aufständen im Jahr 2019 und dem forcierten Rücktritt des damaligen Präsidenten Evo Morales befindet sich Bolivien in einem Zustand politischer Instabilität. Morales, der erste indigene Präsident des Landes, darf bei den aktuellen Wahlen nicht mehr antreten und rief seine Anhänger zu Protesten auf. „Der Schatten von Evo Morales ist trotz seiner gescheiterten Kandidatur länger, als der der demokratischen Institutionen. Es gibt reale Befürchtungen, dass Evo Morales und seine Anhänger versuchen werden, die Wahl zu torpedieren, das Ergebnis nicht anerkennen werden und auf Gewalt zurückgreifen werden. Evo Morales ist nicht bereit zu verlieren“, warnt Königshausen.

„Bolivien sieht sich vor der Präsidentschaftswahl mit einer tiefgreifenden politischen Fragmentierung, einer eskalierenden Wirtschaftskrise und einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft konfrontiert. Um eine weitere Spaltung zu verhindern, müssen alle Präsidentschaftskandidaten, eine wahrhaftige und repräsentative Teilhabe der Indigenen Völker gewährleisten, so wie es auch die Verfassung vorsieht. Unerlässlich ist in diesem Zusammenhang die Förderungen eines respektvollen und inklusiven politischen Dialogs und die Gewährleistung transparenter Wahlprozesse“, so Königshausen.