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Eskalation der russischen Verfolgung auf der Krim: Sorge um verhaftete krimtatarische Frauen

Bozen, Göttingen, 16. Oktober 2025

2016 appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker an die Staatenkonferenz „Organisation für die Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“, die politischen Gefangenen auf der Krim nicht zu vergessen. Foto: GfbV

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge um vier krimtatarische Frauen, die am Mittwoch (15.10.2025) vom russischen Geheimdienst aus politischen Gründen verhaftet wurden. Sie befinden sich in Untersuchungshaft, bereits heute soll ein Urteil verkündet werden.

„Morgens gegen vier Uhr stürmten Beamte des russischen Geheimdienstes FSB mehrere Häuser auf der seit 2014 völkerrechtswidrig von Russland annektierten Krim und führten Razzien durch. Sie verhafteten vier junge krimtatarische Frauen. Wir sind in größter Sorge um sie. Es handelt sich um gezielte politisch motivierte Festnahmen von Angehörigen des Indigenen Volks der Krimtataren“, erklärt Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsarbeit der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Bei den verhafteten Frauen handelt sich um:
– Esma Nimetulajewa, geb. am 9. Januar 1986. Sie ist Konditorin, ihr Mann Remzi Nimetulajew ist seit August 2023 aus politischen Gründen in Haft. Das Paar hat fünf minderjährige Töchter.
– Elviza Aliewa, geb. am 29. Mai 2005. Sie studiert an der Vernadsky-Bundesuniversität mit Schwerpunkt Management. Außerdem arbeitet sie als Verkäuferin in einer Bäckerei in Simferopol.
– Fevziye Osmanowa, geb. am 24. Mai 2004. Sie stammt aus Orlivka, einem Vorort von Sewastopol, und arbeitet in einem örtlichen Geschäft.
– Nasiba Saidowa, geboren am 25. Oktober 2006, ist das jüngste Opfer der gestrigen Razzia. Sie stammt aus der Region Bachtschissarai und ist die Tochter eines bekannten Imams. Sie selbst studiert an einer Pädagogischen Hochschule und arbeitet außerdem in einer Kindertagesstätte. Die bewaffnete Razzia, die mit ihrer Verhaftung endete, begann um 5 Uhr morgens, wobei sowohl Nasibas Ehemann als auch sein Vater, Seit Saidov, zu Boden gedrückt und sehr grob behandelt wurden.

„Diese Art der Hausdurchsuchungen, bei denen FSB-Beamte nach ‚verbotener religiöser Literatur‘ suchen, sind seit langem eine Praxis der Schikane gegen die Krimtataren. Bislang waren Männer die Opfer des FSB. Sie werden zumeist verhaftet, wegen ‚Terrorismus‘ angeklagt und zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Verhaftung der Frauen ist eine Eskalation der ohnehin schon gravierenden russischen Verfolgung auf der Krim“, erklärt Reinke. Aktuell seien laut Angaben der GfbV 133 Krimtataren aus politischen Gründen in Haft.

Den verhafteten Frauen wird vorgeworfen, Mitglieder von Hizb ut-Tahrir, einer muslimischen Bewegung zu sein, die in Russland verboten ist, in der Ukraine jedoch nicht. Der russische Oberste Gerichtshof hatte Hizb ut-Tahrir schon 2003 als „terroristisch“ eingestuft. „Die russischen Behörden nutzen das Verbot von Hizb ut-Tahrir als Waffe gegen die Krimtataren. Der Vorwurf einer angeblichen Mitgliedschaft wird als Vorwand genutzt, um gezielt Personen des Indigenen Volks zu inhaftieren. Aus den politisch motivierten Prozessen mit gefälschten Anklagen resultieren regelmäßig extrem lange Haftstrafen von über zehn Jahren“, so Reinke.

In vorangegangenen Prozessen basierten Angeklagten auf Artikel 205.5 § 1 des russischen Strafgesetzbuches (Angeklagten wurde vorgeworfen, „Organisator“ einer vermeintlichen Hizb ut-Tahrir-Gruppe zu sein.) sowie Artikel 205.5 § 2 (Vorwurf der „Beteiligung“ an einer solchen fiktiven „Gruppe“). Zusätzlich wird Angeklagten auf der Krim häufig eine „geplante gewaltsame Machtübernahme“ gemäß Artikel 278 vorgeworfen.