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Weimarer Menschenrechtspreis

Kurdischer Oppositionspolitiker Selahattin Demirtas wird ausgezeichnet

Il politico kurdo Selahattin Demirtas è detenuto in un carcere chiuso di tipo F. Foto: www.hdp.org.tr.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Entscheidung, den inhaftierten Kurden Selahattin Demirtas mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2021 zu ehren. Der Stadtrat hat den Vorschlag des Auswahlkomitees gestern angenommen. Demirtas ist einer der wichtigsten Oppositionspolitiker in der jüngeren Geschichte der Türkei. Der ehemalige Vorsitzende der HDP (Türkisch: Halklarin Demokratik Partisi, deutsch: Demokratische Partei der Völker, kurdisch: Partiya Demokratîk a Gelan) sitzt seit dem 3. November 2016 unschuldig in Haft. Ihm wird „Terrorpropaganda“ vorgeworfen.

„Diese Auszeichnung ist ein deutliches Zeichen an die deutsche Bundesregierung, ihre bisherige Türkeipolitik zu überdenken – wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei selbst und auch wegen der Menschenrechtsverletzungen, für die die Türkei in Ländern wie Syrien oder Libyen verantwortlich ist“, erklärte der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido am heutigen Donnerstag in Göttingen. „Die Bundesregierung sollte einen schärferen Ton gegenüber dem Erdogan-Regime anschlagen und die sofortige Freilassung von Demirtas fordern. Denn alle Menschen in der Türkei haben ein Leben in Freiheit und Demokratie verdient.“

Selahattin Demirtas wurde 1973 in Palu, im kurdischen Teil des Landes geboren. Mit 18 Jahren entschied sich Demirtas dazu, sich politisch zu engagieren. Er nahm an einer Trauerfeier für einen ermordeten Kurdenpolitiker teil. Dabei erlebte er mit, wie die türkische Polizei das Feuer auf die trauernde Menge eröffnete und viele Menschen tötete. Daraufhin studierte er Jura um Menschen mit friedlichen und rechtlichen Mitteln vor politisch motivierter Polizeiwillkür zu schützen. Tatsächlich arbeitete er als Menschenrechtsanwalt und stieg durch sein Wirken innerhalb der Kurdenbewegung auf. Er leitete die Zweigstelle eines Menschenrechtsvereins in der „kurdischen Hauptstadt“ Diyarbakir im Süden der Türkei und wurde zum Vorstand des Vereins gewählt.

Politisch, aber vor allem als Mensch steht Selahattin Demirtas für eine friedliche Lösung der Kurdenfrage, für eine echte Demokratisierung, für die Glaubensfreiheit christlicher, alevitischer und yezidischer Glaubensgemeinschaften. Er setzt sich für die sprachliche, politische aber auch kulturelle Gleichberechtigung der kurdischen, assyro-aramäischen, armenischen und griechischen Volksgruppen in der Türkei ein.

Selahattin Demirtas ist mit der Lehrerin Basak Demirtas verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Auch sie warten ungeduldig auf seine Freilassung. Sein in Deutschland lebender Bruder versucht nun, ihn im Gefängnis zu erreichen und über die Auszeichnung zu informieren. Die offizielle Preisverleihung soll im Dezember stattfinden.