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Basha – Chinas letzter Jägerstamm

Einführende Worte

Guizhou im Südwesten Chinas liegt Großteils im Gebirge. Entsprechend ist es abgelegen und unterentwickelt, wodurch die Provinz zu den ärmsten der Volksrepublik zählt. Demografisch ist Guizhou jedoch reich an Vielfalt. Am Fuße des sogenannten Mondberges in den endlos dichten Wäldern von Congjiang liegt ein kleines verstecktes Bergdorf, in dem der letzte Jägerstamm der Miao lebt: Basha. Die Bewohner dieser Siedlung gehören nicht nur zu den letzten Volksgruppen in China, die in diesem Staat legal noch echte Schusswaffen tragen können, sondern spielen auch in anderen Zusammenhängen eine außergewöhnliche Rolle: Sie verehren Bäume als Seelenträger, leben in ihren Holzhäusern, praktizieren jahrhundertealte Bräuche und haben ihre eigenen einzigartigen Überzeugungen.

Bashas Männer. Foto: Rainer Feldbacher.

Guizhou – Provinz am Rande von Gesellschaft und Prosperität

Von Guizhous größeren Städten aus wie jener von Kailin, die letztlich mit den Zentren entlang der Ostküste verbunden sind, gelangt man zu den Siedlungen der Miao (auch bekannt als Hmong), Yao und Dong, den wichtigsten ethnischen Gruppen in Guizhou. Linguistische Gemeinsamkeiten lassen darauf schließen, dass es sich bei diesen Völkern um Verwandte mit einer gemeinsamen Urheimat, vermutlich im Westen Sibiriens handelt. Ihre Vorfahren sind vermutlich im Laufe der Jahrtausende über die Mongolei nach China eingewandert, wo sie von den Han-Chinesen immer weiter nach Süden abgedrängt wurden. Vor der chinesischen Expansion lebten die Miao südlich des Yangtse-Flusses, bis sie gezwungen waren, in den letzten Jahrhunderten noch weiter in die südostasiatischen Staaten zu wandern, wodurch das Territorium durch ihre Migrationswellen den gesamten Südwesten sowie die südlichen Nachbarstaaten umfasst. Es gibt keinen großen zusammenhängenden Siedlungsraum, doch hat die Regierung in der Provinz Guizhou wo die Hälfte der Miao lebt, sowie in Hunan und Yunnan autonome Bezirke eingerichtet. Weiters finden sich Angehörige dieser Volksgruppe auf der Insel Hainan; hierbei handelt es sich um Nachkommen von Söldnern der Qing-Dynastie, die auf Hainan angesiedelt wurden, um die aufständischen Li zu bekämpfen. Doch auch in jüngerer Zeit wurden sie von sogenannten demokratischen Staaten benutzt: In Laos, wo sie Hmong genannt werden, sowie in Vietnam, wo sie Meo heißen, wurden sie während des Indochina-Krieges zunächst von Frankreich und später von den USA rekrutiert, um gegen die kommunistischen Verbände zu kämpfen. Wirtschaftliche Verlockungen, aber auch alte ethnische Rivalitäten machten die Hmong zu verlässlichen Verbündeten der Westmächte, die gezielt bei verlustreichen Operationen eingesetzt wurden. Nach der Niederlage und dem Rückzug der USA rächten sich die neuen Herren an den Hmong, die sich in immer abgelegenere Gebiete zurückziehen mussten.

Die Miao verfügen über ein ausgeprägtes soziales Gefüge, in denen stärker als in anderen asiatischen Gesellschaften sich der Einzelne als Teil der Gesellschaft sieht, Individualität selbst jedoch nicht erstrebenswert ist, sondern regelrecht verpönt. Die Menschen definieren sich über ihre Familie und ihren Clan, der durch eine strenge patriarchalische hierarchische Ordnung geprägt ist. Ursprünglich lebten die Miao vom Brandrodungsfeldbau und der Jagd, was heute nur noch in den abgelegeneren Waldgebieten möglich ist. Durch ihre große räumliche Zerstreuung haben sich zudem die Wirtschaftsformen ausdifferenziert; so reicht das Spektrum von Viehzucht, vor allem der Schafzucht als auch der Produktion von Baumwolle.

Zu den größten ländlichen Gemeinden gehören Xijiang und Zhaoxing, die heute mehr wie ein Touristenpark anmuten: Im ersten Fall wird der Besucher von Miao begrüßt, die monoton singen und ihre Lusheng spielen – die für verschiedene ethnische Gruppen typischen Bambuspfeifen, ihren Körper im Rhythmus der Musik schütteln und Reiswein aus einem Horn – einst vom Rind, heute aus Plastik – kredenzen. Wie bei vielen sehenswerten und bis vor Kurzem authentischeren Altstädten ist auch hier Eintritt zu entrichten. Dennoch wirken sie weiterhin beschaulich und offenbar auch die praktischen und lebensnotwenigen Beweggründe der Lage solcher Siedlungen: Das Dorf Xijiang liegt im Tal eines Flusses, der sich durch die Berge grub, deren Hänge von Häusern gesäumt sind. Sobald man in den hinteren Bereich des Dorfes marschiert, findet sich weit mehr Authentizität. Die Einwohner, die nicht vom Tourismus leben, hängen Wäsche auf, legen Gemüse oder Reis zum Trocknen am Boden auf, Kinder spielen. Ein ganz anderes Bild, als entlang den üblichen chinesischen Touristen- und Shoppingstraßen vermittelt wird. Teilweise leben aber auch andere Ethnien in den größeren Dörfern, gerade etwa die Dong. Wobei diese vor Allem in Zhaoxing, vertreten sind – dieser Ort ist wieder stärker dem Tourismus angepasst, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Ort überwältigend ist mit seinen Reisfeldern, traditionellen Häusern, erneut an einem Fluss samt den charakteristischen Windbrücken und -türmen. An den Zäunen finden sich immer wieder Kleidungsbündel, die mit den Stoffen der Indigopflanze gefärbt worden waren und zum Trocknen hängen. Die Stickerarbeiten der Region (Leishan Miao‘s Embroideries) wurden zudem 2006 in das „Immaterielle Kulturguterbe“ aufgelistet.

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